Digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung - Praxisbeispiele vom „Law As Code“-Hackathon

Digitale Transformation: Die öffentliche Verwaltung im Wandel
Die öffentliche Verwaltung steht vor großen Herausforderungen und ebenso großen Chancen. Digitalisierung, Automatisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verändern zunehmend, wie Verwaltung funktioniert, wie Entscheidungen vorbereitet werden und wie rechtliche Vorgaben umgesetzt werden können. Besonders in Städten und Gemeinden, wo Bürgernähe und Effizienz gleichermaßen gefragt sind, wächst der Bedarf an digitalen Lösungen, die nicht nur technisch funktionieren, sondern auch rechtlich korrekt und transparent sind.
Gleichzeitig stellt sich die Frage: Wie können neue digitale Instrumente konkret entwickelt und getestet werden, ohne dabei gleich große IT-Projekte zu starten? Und wie lassen sich dabei rechtliche Anforderungen mit technologischen Möglichkeiten verbinden?
Genau hier setzt der „Law As Code“-Hackathon an: Ein innovatives Format, das Universitäten, Studierende, Technolog:innen, Jurist:innen und die öffentliche Hand zusammenbringt, um gemeinsam an der Digitalisierung rechtlicher Prozesse zu arbeiten. Nach dem erfolgreichen Auftakt 2024/25 geht diese Veranstaltung nun in die nächste Runde und lädt Städte, Gemeinden und andere öffentliche Einrichtungen dazu ein, ihre Herausforderungen einzubringen und Teil der Lösung zu werden.
Digitale Transformation mithilfe des „Law As Code“-Hackathons?
Der „Law As Code“-Hackathon ist ein europaweites Innovationsformat, das sich mit der praktischen Digitalisierung des Rechts beschäftigt. Ziel ist es, juristische Problemstellungen – insbesondere solche aus der öffentlichen Verwaltung – in funktionierende, digitale Prototypen zu überführen. Anders als bei abstrakten Forschungsvorhaben oder klassischen IT-Projekten geht es hier um konkretes Arbeiten an echten Herausforderungen, mit direktem Praxisbezug.
Teams aus Universitäten und Einrichtungen, die überwiegend interdisziplinär mit Studierenden aus den Bereichen Recht, Informatik, Linguistik und anderen Disziplinen besetzt sind, entwickeln innerhalb mehrerer Wochen digitale Lösungen für reale Aufgabenstellungen, die zuvor von öffentlichen Einrichtungen eingereicht wurden. Am Ende des Hackathons steht jeweils ein funktionierender Prototyp mit einem „Proof of Concept“, der zeigt, wie juristische Prozesse digitalisiert, automatisiert oder benutzerfreundlich gestaltet werden können.
Die entwickelten Lösungen basieren auf Open-Source-Werkzeugen, sind transparent dokumentiert, nachvollziehbar, rechtlich belastbar und frei von sogenannten Halluzinationen, also unkontrollierten KI-Fehlaussagen.
Rückblick: Der „Law As Code“-Hackathon 2024/2025 als erfolgreicher Auftakt
Der erste „Law As Code“-Hackathon wurde im Zeitraum von Oktober 2024 bis Februar 2025 durchgeführt und feierte seinen Abschluss im Rahmen der renommierten IRIS 2025 Konferenz in Wien. Insgesamt nahmen vier Teams teil – jeweils eines aus Österreich, den Niederlanden sowie zwei aus Deutschland. Die Teams setzten sich aus Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen und arbeiteten über mehrere Monate an konkreten Herausforderungen mit juristischem Digitalisierungsbezug.
Digitale Transformation: Themenvielfalt beim Hackathon 2024/2025
Im Rahmen des ersten „Law As Code“-Hackathons wurden vier sehr unterschiedliche, aber gleichermaßen praxisrelevante Herausforderungen von vier interdisziplinären Teams er- und bearbeitet. Die Bandbreite der Themen zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig die Anwendungsbereiche digitaler Lösungen im juristischen Kontext sind:
- RAG DOLL – Automatisierter Compliance Chatbot für den AI Act Dieses Projekt widmete sich der Frage, wie Compliance-Checks für KI-Systeme automatisiert werden können, um die Anforderungen des europäischen AI Acts effizient umzusetzen.
- PENTA LEX – Datenschutz im Bankwesen In diesem Projekt wurde ein regelbasierter Chatbot zur Beantwortung datenschutzrechtlicher und regulatorischer Fragen im Bankensektor entwickelt. Der Bot ermöglichte strukturierte Auskünfte zu konkreten Fragen auf einfache, nutzerfreundliche Weise – ein vielversprechender Ansatz für interne Compliance-Tools.
- Projekt Caselaw Training Data – Metadaten aus Judikatur Ziel dieses Projekts war es, mittels KI automatisiert strukturierte Metadaten aus veröffentlichten österreichischen Gerichtsentscheidungen zu extrahieren. Dies schafft die Grundlage für eine bessere Durchsuchbarkeit, systematische Analyse und die Weiterverwendung juristischer Entscheidungen.
- GBB Project – Wissenslücken in juristischen AI-Systemen erkennen Das Projekt behandelte die Frage, wie sichergestellt werden kann, dass in Retrieval-Augmented-Generation-Systemen (RAG) keine relevanten rechtlichen Informationen verloren gehen.
Alle vier Projekte wurden erfolgreich abgeschlossen und bei der IRIS 2025 Konferenz von den Hackern präsentiert.
Die Vielfalt der Herausforderungen und Herangehensweisen unterstreicht die Innovationskraft interdisziplinärer Teams und das Potenzial digitaler Werkzeuge für den praktischen juristischen Alltag in der öffentlichen Verwaltung oder auch in Unternehmen.
Die Abschlusspräsentationen fanden vor großem Publikum im Rahmen der IRIS-Konferenz statt. Ein besonderes Highlight war die feierliche Preisverleihung im Bundesministerium für Justiz in Wien, bei der alle Teams als Gewinner ausgezeichnet wurden. Über 250 Gäste nahmen an der Veranstaltung teil.
Digitale Transformation Ausblick: Der „Law As Code“-Hackathon 2025/2026
Nach der erfolgreichen Initialveranstaltung beginnt nun der „Law As Code“-Hackathon 2025/2026 – und öffnet ab sofort die Einreichphase für öffentliche Verwaltungen, Körperschaften und Unternehmen, die konkrete rechtlich geprägte Digitalisierungsprobleme zur Bearbeitung vorschlagen möchten. Gleichzeitig sind Universitäten und interdisziplinäre Teams eingeladen, sich für die Teilnahme am Wettbewerb zu bewerben.
Der offizielle Auftakt des Hackathons findet am 2. Oktober 2025 im Rahmen der ReMeP-Jahreskonferenz in Wien statt. Dort werden die eingereichten Problemstellungen öffentlich präsentiert, teilnehmende Teams vorgestellt und erste Kooperationen zwischen Einreichenden und Teams angestoßen.
Zeitplan auf einen Blick:
- Einreichung von Themen und Teams: ab sofort bis 15. September 2025
- Offizieller Kick-off-Event: 2. Oktober 2025, REMEP-Konferenz Wien
- Themenzuteilung und Teamauswahl: bis 20. Oktober 2025
- Abgabe von Abstracts: bis 10. Januar 2026
- Finale Auswahl: bis 31. Januar 2026
- Abschlussveranstaltung: IRIS 2026 Konferenz, 20./21. Februar 2026
Die Teilnahme ist für alle Beteiligten kostenfrei.
Warum Städte, Gemeinden und öffentliche Einrichtungen mitmachen sollten und welche Chancen sich daraus ergeben
Gerade für kommunale und regionale Einrichtungen bietet der Hackathon eine einmalige Gelegenheit, Digitalisierung aktiv mitzugestalten. Sie erhalten konkrete Lösungen für echte Probleme, ohne eigene Entwicklungsarbeit oder Kosten. Die Zusammenarbeit mit den Teams bringt frische Impulse, fördert das Innovationsklima und macht die eigene Verwaltung fit für die Zukunft.
Digitale Transformation: Jetzt mitmachen und von Innovation profitieren
Der „Law As Code“-Hackathon 2025/2026 ist eine praxisnahe Möglichkeit, konkrete Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Durch die Teilnahme können Sie nicht nur innovative Lösungsansätze erhalten, sondern auch den digitalen Wandel aktiv mitgestalten. Reichen Sie Ihr Thema ein, besuchen Sie die Kick-off-Veranstaltung am 2. Oktober 2025 in Wien und begleiten Sie die Entwicklung eines digitalen Prototyps für Ihre Verwaltung – gemeinsam mit engagierten Studierenden und Fachexpert:innen.